Mettenschicht 2019 der Regionalgruppe Chemnitz

Am 29.11. („am Black Friday“) war es wieder so weit: Ausfahrt der Regionalgruppe Chemnitz unseres Traditionsvereins zur Mettenschicht des Jahres 2019. Sie sollte uns zum Schaubergwerk „Molchner Stolln“ in Pobershau führen. Pünktlich 15.30 Uhr starteten wir mit dem neuesten und erst vor kurzen in Betrieb genommenen Bus der Fa. Döhler-Reisen in Chemnitz-Siegmar. Während der Fahrt gab uns unser Regionalleiter Bergkamerad Gunter Schlicke einige Informationen zu unserem  Reiseziel. So auch über die Historie und Entwicklung des heutigen Bergdorfes und den staatlich anerkannten Erholungsort Pobershau. 1559 wurde „ufn Bobershau“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Auffinden neuer Erzvorkommen führten Anfang des 16. Jahrhumnderts zur Gründung von Pobershau als Bergbauort.

Nach rund einer Stunde Fahrzeit kamen wir am Zielort an. Zunächst versammelte sich unsere aus 20 Personen bestehende Gruppe in der Zechenstube des Schaubergwerkes „Molchner Stolln“. Dieser als Cafe genutzte Raum vermittelt in seiner Ausgestaltung erzgebirgische Gemütlichkeit. Er beherbergt neben der Bewirtung Verkaufsvitrinen mit Mineralien und erzgebirgischer Volkskunst u.a. auch eine private Grubengeleucht-Sammlung des Betreibers des Schaubergwerkes Gernot Scheuermann, dem wir später als Bergführer in der Grube begegnet sind.

Nach Stärkung nach Bedarf mit Bier oder Kaffee und Eierschecke ging es zum Empfang von Bergkittel und Schutzhelm für die Grubenfahrt. Die Führung übernahm der Bergkamerad Scheuermann. Befahren wurden ausschließlich Grubenbaue, die dem 16.Jahrhundert entstammen. Sach- und fachkundig und mit spürbarer Hingabe führte er uns die Welt des Bergmanns dieser Zeit vor Augen mit all der Schwere und Gefährlichkeit des Berufes unserer Altvorderen. Seine lebhaften Schilderungen erfassten nicht nur die Tätigkeiten des Hauers vor Ort, sondern ebenso die handwerklichen Fähigkeiten der anderen bergmännischen Gewerke wie die der Bergschmiede und Grubenzimmerlinge.

Würdigung fand ferner die Arbeit der „Wasserträger“, die mit dem Verbringen des Grubenwassers in Ledereimern aus dem Grubentiefsten heraus bis zur Mitte des 16.Jahrhundertsbis beständig und immer auf`s Neue die  Voraussetzungen für den dortigen Abbau schufen. Um das Jahr 1545 herum (es exestieren unterschiedliche Angaben zum genauen Zeitpunkt) wurde die „Ehrenfriedersdorfer Saugkunst“ oder Radpumpe erfunden, die nachfolgend über Jahrhunderte in allen Gruben Europas für deren Entwässerung ihren Einsatz fand und die Effektivität des Bergbaus wesentlich erhöhte. Eine genaue technologische Beschreibung dieser Saugpumpe läßt sich in der „De ReMetallica“ des Berggelehrten, Bergarztes und zeitweiligen Chemnitzer Bürgermeisters Georgius Agricola finden. Voller Stolz konnte uns Bergkamerad Scheuermann diese Wasserhebemechanik am wiederhergestellten „Kunst-Gezeug“ im Reichelschacht des Molchner Stolln in Funktion demonstrieren.

Berichtet wurde vom Abbau von Eisen- und Silbererzen sowie Arsenkiesen imRevier. Ab dem 17. Jahrhundert wurde vorwiegend Zinnerz-Gewinnung betrieben, die 1866 zum Erliegen kam. Bereits 1934 wurde der Molchner Stolln zum Schaubergwerk aufbereitet, das als das zweitältesteste im Erzgebirge gilt. 1947erfolgte mit der Aufnahme von Uranerzgewinnung durch die Wismut eine gewisse Wiederbelebung der aktiven Grubenzeit, die bis 1954 andauerte und wegen geringer Ergiebigkeit zum Erliegen kam.

Nach der eindrucksvollen etwa dreiviertelstündigen Befahrung kamen wir in einen großräumigen Grubenbau, der uns wieder aufrecht gehen ließ und uns für die Dauer der Mettenschicht beherbergen sollte. An Biertischgarnituren nahmen wir an mit einer „Knappenbrotzeit“ eingedeckten Tischen Platz. Speckfett-, Blutwurst- oder Leberwurstbemmen nach Bedarf ließen uns den Hunger und Glühwein oder Tee nach Lust und Laune den Durst stillen. Dazu sorgten für die nötige Stimmung, aber auch Besinnlichkeit die mitreißende und zum Mitsingen und Schunkeln anregende Musik der „Hutzenbossen“, deren Beiträge vom „Hutzen-Peter“ auf begeisternde Art moderiert wurden. Viel zu schnell ging ein schöner Abend mit dem gemeinsamen Gesang des Steigerliedes zu Ende. Warmen Herzens und vollen Magens traten wir gegen 20.30 Uhr als Lichterfahrt die Heimreise an. In Chemnitz wieder angekommen entließ uns unser Regionalleiter mit guten Wünschen für das bevorstehende Weihnachtsfest und einem herzlichen „Glück auf“ für 2020 in die Adventszeit:

Dr. Klaus Friedrich

Eingang Zechenstube und Schaubergwerk
Zusammenkunft in der Huzenstube
In der Huzenstube bei Bier und Eierschecke
Gedeckter Tisch zur Mettenschicht
Man läßt es sich Schmecken
Stimmung mit den Huzzenbossen